Motorumbau
oder welche Probleme der Umbau von 500ccm auf 600ccm bringt
Diese mail hat mich am 21.12.99 von Heinz Langbauer erreicht :
Hallo Volker!
Ich hoffe, dass ich mit meiner kleinen Geschichte ein wenig an Deiner Seite
beitragen kann. Da ich keinen Internetzugang habe ist das für mich die
einzige Art mit anderen Fahrern in Kontakt zu treten. Ich möchte Dich
bitten, meine Geschichte im Netz zu veröffentlichen.
Letztes Jahr habe ich mir eine XL500R, Bj. 86 (PD05) gekauft. Leider war der
Zylinder ein wenig undicht.
Als ich zu schrauben begann, kam mir die glorreiche Idee die Zylinderbuchse
auch zu tauschen und gegen eine mit Durchmesser 100 zu tauschen (XL500 wird
XL600). Nur bekam ich von einem windigen Gebrauchtteilhändler per Nachnahme
eine Büchse mit Durchmesser 101. Für diese Büchse gibt es aber keine Kolben
mehr (original 100,25 und 100,50), so erstand ich für teures Geld (ca. 260
Euro) einen "Rennkolben", der, wie sich nach dem Einbau herausstellte,
eine
Verdichtung von 1:11 hat. Da ich den Zylinderkopf nicht nachbearbeitet habe,
hat sich die Verdichtung auf ein relativ hohes Niveau eingestellt. (keine
offiziellen Messwerte vorliegend). Um den Zuwachs von Hubraum und Verdichtung
sinnvoll zu nützten beschloss ich auch die Kraftstoffzufuhr anzupassen. Als
ich die Bedüsung des Vergasers erfahren wollte, gab es mehr Antworten als
Befragte und ich beschloss es mit 130-er Düsen in beiden Vergasern zu
versuchen.
Nun kommt der Moment an dem die Geschichte einen verhängnisvollen Lauf
nimmt. Die Startschwierigkeiten nach der Montage waren nicht überraschend,
aber dem Gefühl nach seltsam. So habe ich die Standardzündkerzen gegen
Platinkerzen (15,- Euro) getauscht (zur Zeit besitze ich ca. 25 Zündkerzen
verschiedenster Bauart) und ein leicht besseres Ergebnis erzielt. Beim
Durchmessen der Elektrik wurden alle Werte des Reparaturhandbuches erreicht.
Nach exzessiven Startorgien mit allen Hilfsmitteln (Starterspray,
Kerzenwechsel etc.) ergab sich keine Besserung der Situation. Auch im
Betrieb, der sehr oft erst nach stundenlangem Starten möglich war, war die
Leistung nicht zufriedenstellend. Im Drehzahlbereich bis 3000 U/min ist fast
keine Leistung feststellbar, bei plötzlichen Gasgeben stirbt der Motor ab
oder meldet sich wie beim plötzlichen Überfetten. Erst ab 3000 U/min wird es
interessant, dann ist die Leistung in vollem Umfang vorhanden und sorgte bei
so mancher Ausfahrt zu überraschenden Ergebnissen. (Was, das ist eine
500-er/Bj. 86 und hebt so ab? Fährst du mit Methanol? Hast Du eine kurze
Übersetzung?)
Nur leider waren solche Streicheleinheiten selten, da ich nur in
Berggegenden fahren konnte um das Ankicken durch Anrollen zu umgehen, somit
hatte ich am Ende der Saison den stärksten Kick.
Auf meine Frage: Warum springt Sie nicht an ? bekam ich von diversen
Experten zwei grundlegende Antworten:
1. Der Kopf der 500-er ist nicht mit dem der 600-er identisch , und hat zu
kleine Ventilquerschnitte und schafft aus diesem Grund bei geringen
Drehzahlen, so wie zum Beispiel beim Starten, keine ausreichende Befüllung.
2. Die Verdichtung ist zu hoch.
Bevor ich nun die kalte Jahreszeit mich in einem wieder nicht fruchtbaren
Umbau stürze möchte ich auf diesen Weg Leidensgenossen finden, die mir in
diesem Problem mit Rat zur Seite stehen können und wollen. Ich bin für Hilfe
jeder Art (Adressen, Auskünfte etc.) dankbar.
In diesem Sinn wünsche ich allen XL-Infizierten ein fröhliches
Weihnachtsfest und viele Kilometer für das nächste Jahrtausend !
Herzliche Grüße aus der Steiermark