Ausgerissene Stehbolzen

von Florian am 27.Jan.2002 19:40
Hi, ich habe mir kürzlich eine XL 500S gekauft und bin nun am richten. Das einzigste Problem das ich nun habe ist, das sie zu laut ist.(für den TÜV jedenfalls ;-))
Ich bekomme den Auslass nicht richtig dicht, da irgendsoein Wald und Wiesenmechaniker mit roher Gewalt die Schrauben vom Kopf auf den Krümmer fest oder eher abgedreht hat. Das gewinde im Kopf ist ausgerissen und ich würde gerne wissen ob jemand von euch die gleiche Erfahrung gemacht hat. Soll ich das Gewinde nachschneiden oder ihm ein Heli-Ceul verpassen???

von omagott am 27.Jan.2002 21:37

Helicoils gehen da ohne probleme...der bohrer läuft schön zentrisch im alten loch, der stehbolzen steht dann wieder senkrecht. nur kommst du bescheiden hin...lieber den motor rausbauen. aber das können wir alle hier ja recht flott.

von Harald am 27.Jan.2002 21:46
Hallo Florian,

es gibt im Prinzip zwei Varianten, das zu reparieren:
1.) M8 Gewinde reinschneiden und M8-Stehbolzen nehmen. Dann muß halt auch der Ring aufgebohrt werden.
2.) Meiner Meinung nach dei bessere Lösung: Gewindebuchsen (mein Tip sind Ensat-Buchsen, erhältlich in jedem besseren Schraubenhandel, wahlweise außen M10 oder 9 mm Feingewinde) einsetzen und originalen Stehbolzen verwenden. Nimm bloß kein Helicoil, das taugt keinen Schuß Pfeffer!

von volker am 28.Jan.2002 08:32

kenne das problem.
kann mich der verteufelung von heli-coil nicht anschließen. die verwendung erfordert handwerkliches geschick und erfahrung, das hat nicht jeder. habe bei meiner xl die gewinde sowohl im kopf als auch vom krümmeranschluß mit helis repariert. seit jahre ohne probleme.
nur zur info: helis werden werden seit jahrzenten im flugzeugbau grundsätzlich verwendet. kann nicht so schlecht sein.

von alttec am 28.Jan.2002 09:58

Hallo,

ich kann mich Volkers Meinung nur anschliessen, das Material ist Super.
Man muss nach der Montage natürlich den Steg im Gewinde entfernen, sonst reisst das Gewinde gleich wieder raus.

von wolle am 28.Jan.2002 18:00

Hi Harald, sei bitte so nett und erklär mir mal, wie man gewindebuchsen einsetzt

von Harald am 28.Jan.2002 20:49

Hi Wolle,

ich habe das zwar schon einmal lang und breit vor langer Zeit beschrieben, allerdings scheint es der Umstrukturierung zum Opfer gefallen zu sein ;-)

Gewindebuchsen gibt es von einer kleinen Zahl von Herstallern. Ich verwende die von Ensat(= N-Sat). Stückpreis > 1 DM. Allerdings nicht im Baumarkt zu kriegen ;-) Würth ist ein weiterer guter (allerdings teurer) Herstaller. Wer gerne liest, kann sich auch mal einen Überblick verschaffen in: Oldtimer Markt, 2001:48-54. Die Buchsen sind selbstschneidend. Das funktioniert im Alu auch. In Stahl würde ich leicht vorschneiden. Aber uns interesiert ja vor allem der Alukopf!

Selbstredend nimmst Du Stahlbuchsen, d.h. die Buchse ist das stärkste Glied in der Verschraubung!

Interessant für uns sind vor allem Buchsen mit M6-Gewinde innen. Im Außenmaß gibt es hier zwei Varianten, einmal M10, zu anderen 9 mm mit Feingewinde. Beide sind geeignet. Vorteil der einen ist, Du kannst mit einem Standard-M10-Gewindeschneider den ersten Gang als Führung vorschneiden. Vorteil der anderen ist eben, daß sie einen Millimeter weniger "Fleisch" brauchen. Ich nehme vorzugsweise die 9 mm-Buchsen, aber die dickeren gehen genausogut. Der Flansch ist breit genug!

Vorbereiten:
1.) Sackloch in _ausreichender_ Tiefe, d.h. Länge der Buchse plus 2 mm, bohren mit 8 bzw. 8,5 mm Durchmesser. Das geht am exaktesten natürlich auf der Ständerbohrmaschine. Späne rauskehren/saugen/pusseln.

2.) Inbusschraube (M6, ca. 80 mm), 2 gekonterte Muttern, eine kleine Hülse (selbstgebastelt). Die Hülse ist wichtig, damit die Buchse _leicht_ versenkt werden kann. Überstand ist tödlich, na ja, jedenfalls nicht erwünscht. Dann die Buchse vorne drauf.

3.) Die Buchse muß senkrecht angesetzt werden. Klar. Also entweder die Schraube in die Ständerbohrmaschine spannen und durch Drehen des Bohrfutters bei leichtem Druck ansetzen, wodurch die Buchse exakt senkrecht geführt wird. Oder eben nach Augenmaß, am Besten mit einem T-Schlüssel die Buchse reindrehen. Die ersten 2 mm hat man noch eine Chance nachzukorrigieren. Also kein Hexenwerk.

Danach wieder Schneidspäne rauspfriemeln (Pinzette). Fertig für alle Ewigkeit! Im Gegensatz zu Helicoils, die sich ja von selbst freiwillig oder unfreiwillig wieder rausschaffen, wirst Du hier allerdings ein Problem haben, wenn Du je die Buchse wieder rausholen willst ;-)

von Harald am 28.Jan.2002 21:20

Kleine Korrektur (außer den Massen von Tippfehlern): Stückpreis ist natürlich _kleiner_ als 1 DM. Also braucht man pro Kopf komplett incl. der ebenfalls gefährdeten Ansugstutzenflanschgewinde, die man bei der Gelegenheit gleich mitversorgt, 12 Buchsen bei der "R", 11 bei der "S". Das hintere Gewinde mit der Paßbuchse lasse ich bei der Rechnung mal aus. Das ist in der Regel in Ordnung, da wenig belastet, aber nicht ganz so simpel zu bearbeiten. Das sind also keine 10 DM Investition in den "heiligen" Zylinderkopf, die jeder, der rechnen kann, tut, um sich dann über einen dichten Kopf, wie es jedes andere Moped auch hat, zu freuen. Oder man läßt es halt, weil eine echte XL eben eine XÖl sein muß ;-)