Auf den Pisten Westafrikas:

"Ihr seit ja total verrückt, da kommt Ihr nie lebendig wieder." Oft hören wir diesen Satz, als bekannt wird,daß unser erneuter Versuch, dem europäischen Alltag zu entfliehen, diesesmal über Nordafrika hinausgehen soll. Es soll Schwarzafrika sein. Wir starten in Kamerun . Im Norden von Kamerun überqueren wir die Grenze nach Nigeria  . Auf dem Weg nach Algerien fahen wir nach Niger . Leider werden wir aus sicherheitspolitischen Gründen nicht nach Algerien gelassen. Wir ändern unsere Route  und  fahren nach Burkina Faso    , Mali  nach Mauretanien . Aus Mauretanien können wir nur per Schiff ausreisen. Dieser Frachter bringt uns nach Seuta, die spanische Enklave auf marokoranischen Grund.

.Hier findet Ihr eine Übersichtskarte über Westafrika.

Wir, das sind Achim und Volker( von Rechts),                                                                        Maschinenbaustudenten aus   Hamburg                                                                                                            

Nachdem der ungefähre Routenverlauf und der Zeitraum festgelegt ist, fangen wir an zu planen. Die wichtigste Frage ist : Wie kommen wir hin, und wie wieder zurück?  Hamburg, das Tor zur Welt. Eigentlich kein Problem mit dem Schiff, denken wir. Doch es ist schwieriger als erwartet, eine günstige Möglichkeit zu finden. Es gibt sie, nach Kamerun.

Gut vier Monate später stehen unsere Motorräder, Achim´s XT 600 und meine XL 500 R , im Hamburger Freihafen und warten drauf, von uns eigenhändig in einen Container eingeladen zu werden. Neben Kanistern für Wasser und Benzin reicht der Platz auf dem Motorrad gerade noch für Zelt, Isomatte und Kochgeschirr. Persönliche Dinge brauchen wir nicht viel, wir fahren ja nicht auf eine Modenschau. Vier Wochen nach Abfahrt des Frachters stehen wir im Juli 1992 mit Freunden und Verwanten, allen nötigen Visa und einem gebuchten Flug über Lagos ( Nigeria )nach Douala ( Kamerun ) nervös am Hamburger Flughafen. Wir sind gespannt auf das Abenteuer Afrika.

Kaum in Douala angekommen ,fahren wir in den Hafen. Aber die Enttäuschung ist groß. Der Frachter ist noch nicht angekommen. Ist der Seelenverkäufer etwa untergegangen? Nach drei Tagen Wartezeit ist das Schiff endlich da, doch dauert es weitere drei Tage um den K(r)ampf mit dem Zoll und der restlichen Bürokratie zu gewinnen.                          Es ist geschafft, die Motorräder sind reisefertig beladen, alle Klamotten an und......es regnet. Ende Juli/ Anfang August beginnt am nicht fernen Äquator die Regenzeit. In der ersten freien Minute starten wir Richtung Süden, wollen wir doch Kamerun von Süden nach Norden erkunden

Über Asphalt und gute Laterit-Pisten durchfahren wir den riesigen grünen Regenwald mit phantastischen Bäumen

Pause im Regenwald

                                                Hauptverkehrspiste

                                   was für eine Aussicht!!           

Im Glauben mit allen notwendigen Papieren nach Nigertia einzureisen, werden wir wegen eines falschen Visums an der Grenze 7 Stunden festgehalten. Die Stimmng ist gereizt, wir beruhigen uns aber wieder. Da man uns ´ nur helfen ´ will,  könnten wir nach Zahlung von nur 500US$ und ein paar DM nach Nigeria einreisen. Wir handeln nach Stunden das  ´Eintrittsgeld´ auf 150 US$ und 100 DM runter und bekommen dafür eine 10 tägige Aufendhaltserlaubnis.  Unsere schon begrenzten finanziellen Mittel sind weiter geschwächt.                                                                                       Nigeria liegt in dem Bereich der Sahelzone. Es ist trockener und wärmer als in Kameroun. Dafür ist  Benzin sehr billig. Superbenzin kostet ca: 5 Pf. Da macht das Fahren noch mehr Spaß. Auf gut ausgebauten Straßen fahren wir nach Westen. Eigentlich wollen wir von Nigeria nach Niger, um von da nach Algerien zu fahren. Aber schon hier in Nigeria weden wir vor Überfällen in Algerien auf Touristen gewarnt. Die allgemeine Sicherheitslage ist unüberschaubar, auch die deutsche Botschaft kann uns nur abraten. So müssen wir unseren eigentlichen Plan ändern und entscheiden uns für die Fahrt weiter nach Westen. Richtung Dakar fahren wir durch Burkina Faso und Mali. Überall werden wir sehr freundlich empfangen. Eine überwältigende Gastfreundschaft mit trotzdem höflicher Distanz  machen es uns leicht schnell Kontakt zu Befölkerung zu finden. Unser Auftauchen führt immer wieder zu Volksaufläufen, alles muß angefaßt und neugirig erfragt werden.

                                                                                                                                                                                                                             Endlich Schatten

Noch haben wir keine richtige Wüste gesehen. Das ist der Grund für uns, nochmals die Route zu ändern. Wir fahren nach Norden nach Mauretanien. Das notwendig Visum bekommen wir in Bamako, der Haupstadt von Mali. Völlig unproblematisch und unbürokratisch haben wir alles Nötige in nicht einmal einer halben Stunde.                                   Im Grenzgebiet zu Mauretanien werden wir mit einer Piste konfrontiert, die alles hat: Kiesel, große Steine, Weichsand mit und ohne Spurrillen, Wellblech und Feuchtgebiete mit tiefen Matsch und Lehm.

Endlose Weiten

Nach 600 km und drei Tagen Fahrt sind unsere Kräft nahezu erschöpft. Glücklich erreichen wir wieder Teerstraßen in der Stadt Nema. Hier werden alle Grenzformalitäten erledigt. Auch können wir unser Vorräte an Wasser, Benzin und Grundnahrungsmitteln wieder auffrischen. Bei einer Pause, noch im Ort, werden wir von einem Millitärfahrzeug besucht. Es ist der ortsansässige Millitärkomandant. Wir sind total erstaund als wir in gutem Deutsch angesprochen werden. Der Komandant hat in Deutschland in Hamburg drei Jahre an der Millitärakademie studiert. Das Hallo ist groß und wir werden sofort in sein Haus eingeladen. Wir werden zwei Tage bestens bewirtet.

Auf dem Weg nach Nouakchott ( der Hauptstadt von Mauretanien , direkt am Atlantik ) durchfahren wir eine Stadt Namens Kiffa, ehemals Etappenpunkt der Rallye Paris-Dakar. Jetzt können wir verstehen, warum wir so oft gefragt werden, ob wir Fahrer der Rallye sind. In Nouakchott erfahren wir von einem Schiff, welches einmal in der Woche zu den Kanarischen Inseln fährt. Welch eine Romantik, mit dem Schiff nach Las Palmas. Wir machen uns bester Dinge auf den Weg nach Nouadibou, von wo aus das Schiff starten soll. Der Weg führt am Strand entlang und mit Wissen um die genauen Gezeiten von Ebbe und Flut kann eigentlich nichts mehr passieren. Oder doch??   Nach wenigen Metern am Sandstrand überschlägt sich Achim mit seiner vollbeladenen XT und nur wie durch ein Wunder passiert ihm nichts, doch das Vorderrad der XT ist total demoliert.

An eine Weiterfahrt ist so nicht zu denken. Richten ist nicht möglich, diverse Speichen sind gebrochen oder aus der Felge rausgerissen. Schon sehen wir den gelben ADAC-Engel landen. Nein, wir wollen nicht aufgeben. Dank dem unerschöpflichen Improvisationsvermögen der Mauren läßt sich eine gebrauchte Felge gleichen Durchmessers auftreiben.  Die fehlenden Speichen werden ersetzt, die alte Narbe eingespeicht und nach drei Tagen ist die XT wieder fahrbereit. Vom Strand haben wir nun erstmal genug, wählen wir die Alternativroute durch das Landesinnere. Weitere 600 km Wüstenstrecke stehen uns bevor. Bei Temperaturen um 45 Grad im Schatten arbeiten wir uns durch Sand und Geröll.

Nach gut drei Tagen erreichen wir Choum, Haltestelle eines Eisenerzzuges. Wir finden Platz auf einem Flachwagen und sind froh die nächsten 450 km etwas angenehmer zu erleben. Der Zug setzt sich am späten Nachmittag in Bewegung und hält in der Nacht einige Male, um den Gegenzug passieren zu lassen. Im Morgengrauen erreichen wir unser Ziel. Todmüde aber glücklich fallen wir im einzigen Hotel in die Betten. Am nächsten Tag erklärt uns der Kapitän des Versorgungsschiffes, daß er uns nicht will. Nun sitzen wir fest. Wir finden Unterkunft bei einem deutschen Entwicklungshelfer. Eine Woche Warten . Endlich finden wir ein rumänisches Frachtschiff. Es bringt uns in 6 Tagen endloser Fahrt nach Ceuta in Marokko. Von hier geht es nochmals mit dem Schiff nach Spanien. Drei Tage später sind wir wieder zu Hause. Nach elf Wochen und 11.500 km mehr auf dem Tacho geht für uns ein unvergessliches Abenteuer zu Ende.                            

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